Sommernewsletter 2024

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Liebe Freunde und Interessierte der Andreas Tobias Kind Stiftung,

in den meisten Bundesländern haben die großen Ferien schon lange begonnen, die Freibäder sind proppenvoll und vor den Eisdielen bilden sich Schlangen. Wir hoffen, dass auch Sie den Sommer genießen - ob mitten im Getümmel oder abseits der ausgetretenen Pfade. Falls Sie ein ganz besonderes Eckchen für sich gefunden haben, passt unser Newsletter thematisch gut zu Ihnen: Denn in unserem Sommerrundbrief geht es darum, neue Wege zu gehen.

Eben das taten auch unser Stifter Prof. Helmut Kind und seine Frau Gabriele, indem sie vor genau 35 Jahren(!) unsere Stiftung gründeten, die als erste deutschlandweit die Förderbereiche Musiktherapie und Heilpädagogik vereinte. Seither versucht die Stiftung, sich für Menschen zu engagieren, die mit ihren Ideen und Projekten über den Tellerrand hinausschauen und den Mut haben Neuland zu betreten. 

Wie zum Beispiel die Musiktherapeutinnen Spêla Loti Knoll und Angelica Postu: Unsere beiden (ehemaligen) Stipendiatinnen engagier(t)en sich für den Aufbau erster Musiktherapieausbildungen bzw. -studiengänge in ihren Heimatländern. Gemeinsam mit Claudia Knabe hatte Spêla Loti Knoll 2014 das Institut Knoll für Musiktherapie in Slowenien gegründet, das in diesem Jahr sein zehnjähriges Jubiläum feiert. Seither werden hier zahlreiche Musiktherapeutinnen und -therapeuten erfolgreich ausgebildet. Eine Dekade später zeigt auch Angelica Postu in Rumänien Pioniergeist, indem sie sich im Rahmen eines universitären Förderprojekts für den Aufbau eines Pilot-Postgraduiertenstudiengangs für Musiktherapie in Bukarest engagiert. Im Newsletter erzählen beide Frauen, was sie antreibt, wie ihr Wirken vor Ort aufgenommen wird und welchen Herausforderungen sie begegnen bzw. begegnet sind.

Als Stiftung freuen wir uns sehr über die couragierten Schritte unserer Geförderten: Durch die Ausbildung von Therapeutinnen und Therapeuten in verschiedenen Ländern können mehr Menschen Zugang zu Musiktherapie erhalten. Zudem können die kulturelle Besonderheiten und Bedürfnisse der Menschen berücksichtigt werden. Auch aus diesem Grund unterstützt unsere Stiftung gemeinsam mit dem Freien Musikzentrum München e.V. die Weiterbildung der Musiktherapeutinnen Tetiana Chernous, Olena Romanova und Maryna Slot aus verschiedenen Orten in der Ukraine (Lwiw, Riwne und Odessa). Im Kurs „DrumPower“ des Musikzentrums München wird eine Projektmethode gelehrt, um durch Musik und Improvisation Gewalt in sozialen Kontexten zu verhindern. Ziel der drei Frauen ist es, die „DrumPower“-Methode in der Ukraine weiterzuentwickeln und mittelfristig an Kindergärten, Schulen, Musikschulen und eventuell auch Universitäten, in Flüchtlingslagern und beim Militär zu vermitteln, sodass möglichst viele Menschen davon profitieren können.

Neben vier weiteren Referentinnen werden die Musiktherapeutinnen aus der Ukraine ihr Projekt dieses Jahr auf unserem öffentlichen Stiftungstag vorstellen. Nutzen Sie die Chance, seien Sie dabei und kommen Sie ins Gespräch!

ÖFFENTLICHER STIFTUNGSTAG 2024
am Sonntag, 22. September 2024
im Rudolf Steiner Haus Hamburg


Das ausführliche Programm finden Sie hier. Falls Sie teilnehmen möchten, melden Sie sich bitte bei Britta Johannesson an: britta.johannesson@andreas-tobias-kind-stiftung.de

Auch auf unserer neuen Website sind alle Infos zu unserem Stiftungstag aufgeführt. Dort lädt zudem ein Newsletter-Archiv mit den Newslettern der vergangenen sieben Jahre Stiftungsarbeit zum Stöbern ein.

Wir verabschieden uns nun in die Sommerpause. Wir schließen ab dem 1. August 2024 unser Stiftungsbüro und sind ab dem 6. September 2024 wieder für Sie erreichbar.

Bis dahin wünschen wir Ihnen eine gute Zeit - ob trubelig oder entspannt - und hoffen auf ein Wiedersehen im Herbst!

Ihr Team der Andreas Tobias Kind Stiftung
Britta Johannesson - Hannah Ott

Foto im Header: Symposium für Musiktherapie in Kroatien, © Spêla Loti Knoll

10 Jahre Institut Knoll für Musiktherapie und Supervision in Slowenien

Bericht von Spêla Loti Knoll, Musiktherapeutin und Direktorin des Instituts
Vor fast zehn Jahren, am 23. September 2014, haben wir das erste und bisher einzige Institut für Musiktherapie in Slowenien gegründet. Unsere Hauptabsicht war es, hier eine Ausbildung für Musiktherapie zu starten. Die erste Generation von Studierenden begann ihre Musiktherapie-Ausbildung im Oktober 2014. Seitdem haben sich 39 Studierende in unserem Institut eingeschrieben, 13 haben ihre Ausbildung als Musiktherapeutinnen erfolgreich abgeschlossen, sechs studieren aktuell und fünf Absolventinnen schreiben an ihrer Abschlussarbeit.

Die ersten fünf Jahre hatte das Institut seinen Sitz in Kranj. 2019 folgte ein Umzug nach Srebotje in Ost-Slowenien und ein Jahr später wurde der erste Slowenische Musiktherapeutische Verband gegründet. Die Begründerinnen sind Musiktherapeutinnen der ersten Generation. In all den Jahren hat das Institut Knoll mehrere Symposien organisiert und viele verschiedene Seminare durchgeführt. Wir freuen uns über die zahlreichen Kooperationen mit unseren Nachbarn: Österreich, Ungarn, Italien und besonders Kroatien. Unser zehnjähriges Jubiläums haben wir im Mai dieses Jahres im Rahmen eines Symposiums in Pula, Kroatien, gefeiert. Andrea Prenka, unsere Studentin der ersten Generation, hatte das erste Symposium für Musiktherapie in Kroatien organisiert.
Wir freuen uns darauf, Musiktherapie in und rund um Slowenien immer weiter zu verbreiten. Vielen Dank für die Unterstützung der Andreas Tobias Kind Stiftung von Anfang an!

Foto 1: Symposium für Musiktherapie in Kroatien, Foto 2: Impressionen aus dem Institut Knoll, © Spêla Loti Knoll

Im Gespräch mit ... Angelica Postu

Musiktherapeutin und Begründerin der Rumänischen Gesellschaft für Musiktherapie
Angelica Postu ist seit September 2022 Promotionsstipendiatin der Andreas Tobias Kind Stiftung. Die aus Rumänien stammende Musiktherapeutin hat 2017 die Rumänische Gesellschaft für Musiktherapie gegründet. Neben dem Fertigstellen ihrer Dissertation engagiert sie sich aktuell für die Gründung eines Pilot-Postgraduiertenstudiengangs Musiktherapie an der Nationalen Universität für Musik in Bukarest. Wir hatten Glück und konnten Frau Postu vor wenigen Tagen obendrein für ein Interview mit uns gewinnen.

Liebe Frau Postu, derzeit promovieren Sie an der Universität der Künste in Berlin und schreiben an Ihrer Dissertation zum Thema „Musiktherapie in Rumänien – eine ethnographische Erforschung und Etablierungsunternehmung“. Wie würden Sie die Situation der Musiktherapie in Rumänien aktuell beschreiben?

Mit Freude und Dankbarkeit bin ich Stipendiatin der Andreas Tobias Kind Stiftung und beobachte seit Beginn meiner Doktorarbeit einen Wandel meiner Rolle von der ethnographischen Beobachterin zur Aktionsforscherin, der sich aus der Betrachtung der Situation der Musiktherapie in Rumänien ergeben hat.

Die Musiktherapie in Rumänien entwickelt sich derzeit auf mehreren Ebenen, was besonders ermutigend ist. Auf akademischer Ebene gibt es seit zwei Jahren das erste Einführungsseminar in Musiktherapie für Masterstudierende an der Nationalen Musikuniversität in Bukarest. In Oradea wird ein Masterstudiengang für Beratung in Künstlerischen Therapien gestartet, der auch musiktherapeutische Fächer enthalten wird. Und auf praktischer Ebene kehren viele Studierende, die einen Abschluss in Musiktherapie gemacht haben, nach Rumänien zurück und praktizieren Musiktherapie in mehreren Städten des Landes. Es gibt auch begründete Hoffnung, dass die Anerkennung des Berufs der Musiktherapeutin bzw. des Musiktherapeuten im Rahmen eines Gesetzesentwurfs vorankommt, der wahrscheinlich mehrere Jahre dauern wird.

Ich glaube jedoch, dass das Wichtigste der gesellschaftliche Stellenwert ist, den die Musiktherapie neuerdings in Rumänien einnimmt. Damit einhergehend wächst auch das Interesse der Menschen an Musiktherapie: Es gibt eine steigende Nachfrage sowohl bei denen, die sich Musiktherapie als Therapieform wünschen als auch bei denjenigen, die sie ausüben möchten.

In 2017 haben Sie die Rumänische Gesellschaft für Musiktherapie gegründet und fördern dort als Therapeutin, Trainerin und Referentin die Grundlagen und Methoden der westlichen Schule der Musiktherapie. Wie wird diese Tätigkeit von den Therapeutinnen und Therapeuten in Rumänien aufgenommen?

Von Anfang an war mein Wunsch, dass der rumänische Verband für Musiktherapie eine erste Plattform des Austauschs und der Verbindung für Rumänen wird. Im Rahmen meiner Recherche habe ich Interviews mit meinen Kolleginnen und Kollegen geführt, um aus erster Hand zu erfahren, welche Vision und vor allem, welche Bedürfnisse sie haben. Unsere Gespräche haben mir bestätigt, wie groß der Bedarf an Kommunikation, Verbindung und Einheit ist. Ich glaube, dass die Hauptaufgabe des Musiktherapieverbands darin besteht, die Praktizierenden zusammenzubringen und ihre Arbeit zu vertreten, ebenso wie die Schritte zur Anerkennung und Einbeziehung ihrer Praxis in die Gesellschaft zu unternehmen. Dies ist eine Aufgabe, die oft schwierig ist, aber für die ich in letzter Zeit mehr und mehr Unterstützung und Kooperationsangebote erhalten haben. Dies beweist, dass die Menschen die Gesellschaft für Musiktherapie begrüßen und sich an ihren Aktivitäten beteiligen wollen: Wir vernetzen uns und tauschen Informationen über Fortbildungen und Kurse, aber auch über Zukunftsperspektiven aus.

Im Rahmen eines EU-Förderprojekts bringen Sie sich an der Nationalen Universität für Musik in Bukarest für die Entwicklung eines Pilot-Postgraduiertenstudiengangs für Musiktherapie ein. Dort halten Sie auch bereits das Einführungsseminar Musiktherapie für Masterstudierende. Was sind besondere Hürden, die Sie und Ihre Kolleginnen bei der Ausarbeitung des Studiengangs nehmen müssen?

Zunächst einmal war die Ausarbeitung schwierig, da es sich um ein Projekt handelt, das in Zusammenarbeit mit mehreren Universitäten in mehreren Städten des Landes durchgeführt wurde und viele Sitzungen und eine Strukturierung des Inhalts erforderte. Was uns weiterhin viel Mühe bereitet, sind Aspekte im Zusammenhang mit dem Aufbau des Masterstudiengangs, mit den Konditionen für die Lehrkräfte und der Organisation von Praktikumsplätzen für zukünftige Studierende. Die Musikhochschule in Bukarest und die Dekanin Olguta Lupu sind offen für die Suche nach Lösungen, was die Organisation der Räume, die Anschaffung von Musikinstrumenten und die Zusammenarbeit mit anderen Abteilungen betrifft.

Das Wichtigste ist, dass Aufgeschlossenheit und guter Wille vorhanden sind, um rechtzeitig die besten Entscheidungen zu treffen. Ich werde auf jeden Fall meinen Enthusiasmus und meine Resilienz beibehalten, um jede Phase dieser Reise zu überstehen. Ich blicke bereits auf das Jahr 2019 zurück, in dem die Andreas Tobias Kind Stiftung die Durchführung der ersten Musiktherapie-Konferenz in Bukarest unterstützt hat, und ich freue mich über die Schritte, die wir in Rumänien unternommen haben.

Jetzt ist Sommer, Zeit zum Erholen und Seele-baumeln-Lassen. Hand aufs Herz: Schaffen Sie es neben all Ihrem Engagement tatsächlich auch noch, sich ein wenig Zeit für sich selbst einzuräumen? Falls ja: Was tun Sie am liebsten, wenn Sie einmal „nichts tun“?

In letzter Zeit erlaube ich mir selten „nichts zu tun“, aber es gibt viele Aktivitäten, die mir Freude bereiten – ich höre mit großer Freude Musik, ich entdecke gerne neue Künstlerinnen und Künstler, insbesondere Jazz aus den nordischen Ländern, und seit einiger Zeit habe ich einen Schallplattenspieler, der mein Musikhören verschönert. In Berlin gehe ich gerne spazieren und fotografiere Details, die mir für einen Moment eine Geschichte erzählen. All das sind Aktivitäten, die mich von anderen Gedanken befreien und mir das Gefühl geben, eine schöne Zeit mit mir selbst zu verbringen.

Foto: Angelica Postu, © Dana Moica 

Verwaltungsgesellschaft der Andreas Tobias Kind Stiftung mbH
c/o Britta Johannesson I Norderstr. 31 I 22846 Norderstedt
info@andreas-tobias-kind-stiftung.de I www.andreas-tobias-kind-stiftung.de
Registergericht: Amtsgericht Hamburg I HRB 43227 I Geschäftssitz: Hamburg






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