Alles still! es tanzt den Reigen
Mondenstrahl in Wald und Flur
Und darüber thront das Schweigen
Und der Winterhimmel nur.
Theodor Fontane
Liebe Freunde und Interessierte der Andreas Tobias Kind Stiftung,
diese Stille, die einkehrt, wenn der erste Schnee fällt, als würde sich die Welt plötzlich ein kleines bisschen langsamer drehen. Die Besinnlichkeit beim Anzünden der Kerzen des Adventskranzes ... Oft erkennen wir in diesen Tagen die große Bedeutung von Stille, die uns im Alltag so häufig verloren geht.
Mit dem Einfluss von Stimmungen und Atmosphären beschäftigte sich unsere Geförderte Katharina Nowack im Rahmen ihrer Dissertation. Ihr Abschlussbericht belegt, dass Menschen mit Demenz - wie auch ihre Betreuenden - sehr sensibel auf auditive Milieus reagieren. Oftmals ist es auch hier die Stille, die fehlt.
Über ein weiteres, neues Förderprojekt unserer Stiftung berichtet die Vorsitzende der Bundesarbeitsgemeinschaft Künstlerische Therapien (BAG KT) Beatrix Evers-Grewe. Der Verein gründete sich 2014 mit dem Ziel, sich gemeinsam u.a. für berufsrechtliche Ziele künstlerischer Therapeuten zu engagieren.
Bereits ein Vierteljahrhundert zuvor, im Jahr 1992, begann der Hamburger Verein Dunkelziffer e.V., jungen Opfern sexueller Gewalt eine musiktherapeutische Begleitung zu ermöglichen. Dieses Jahr zu Weihnachten möchten wir Sie ermuntern, Dunkelziffer e.V. zu unterstützen, sodass die rein aus Spenden finanzierte Therapie weiterhin erhalten bleiben kann.
Unter der Rubrik "Im Gespräch mit ..." unterhalten wir uns dieses Mal mit unserem Ehrenmitglied und langjährigen Gesellschafter Prof. Dr. Jürgen Kalcher. Er erzählt u.a. über seine intensive Freundschaft zu unserem Sitfter Prof. Hellmut Kind und die Freude, die ihm das Arbeiten mit Masken bereitet.
Wir wünschen Ihnen ein stilles und besinnliches Weihnachtsfest im Kreise Ihrer Liebsten und freuen uns schon auf ein neues Stiftungsjahr mit Ihnen. Rutschen Sie gut in 2018!
Weihnachtliche Grüße
Ihr Team der Andreas Tobias Kind Stiftung
Britta Johannesson - Hannah Ott
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Wichtige Termine in 2018
26./27.05.2018: Fachtagung "Spektrum Rhythmik" in Hamburg
30.04.2018: Ende unserer Bewerbungsfrist
29.09.2018: Öffentlicher Stiftungstag im Rudolf Steiner Haus Hamburg
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Abschlussbericht zur Promotion von
Katharina Nowack: "Mit offenen Ohren"
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Mit offenen Ohren. Auditive Milieus in Einrichtungen für Menschen mit Demenz wahrnehmen und gestalten.
Von 2015 bis 2017 verfasste Katharina Nowack mithilfe einer Förderung der Andreas Tobias Kind Stiftung ihre Dissertation im Fach Musiktherapie. Darin untersuchte Frau Nowack innerhalb eines Vorher-Nachher-Vergleichs, welche Bedeutung die Gestaltung des auditiven Milieus für das Wohlbefinden von Menschen mit Demenz hat. Eine Zusammenfassung ihrer Arbeit gibt Einblick in die Studienergebnisse und offenbart die große Wirkung feiner atmosphärischer Unterschiede.
In der Promotion wurde das auditive Milieu (Sonntag 2013) in drei Wohnbereichen für Menschen mit Demenz untersucht. In einem Vorher-Nachher-Vergleich fanden mit einer Mixed-Methods-Methodik Lautstärkepegelmessungen, Klangprotokollerhebungen, Nachhallzeitmessungen, Fragebogenerhebungen der Mitarbeiter, Dementia-Care-Mapping-Beobachtungen der Bewohner mit Demenz sowie Untersuchungen der Atmosphäre durch Atmosphärenbeschreibungen statt. Zwischen der ersten und zweiten Forschungsphase wurden die Mitarbeiter der Wohnbereiche in Fortbildungen sensibilisiert (z.B. durch Hörübungen (Schafer 2002), Hineinversetzen in die Klangwelt der Kindheit der Bewohner, Wissensvermittlung zu dem Umgang mit Hörgeräten oder dem Einsatz von Medien), es fanden technische Veränderungen im Wohnbereich statt (z.B. Einbau einer Glasscheibe in der Küche zur Reduktion der Küchengeräusche), außerdem wurden in einem Wohnbereich Schallabsorber installiert. Forschungsfragen waren, wie genau sich das auditive Milieu gestaltet und wie es umgestaltet werden konnte sowie, wie sich die (veränderten) auditiven Milieus auf die Stimmung der Bewohner und Mitarbeiter niederschlägt. Es wurde errechnet, ob es einen messbaren statistischen Zusammenhang zwischen der Stimmung der Bewohner und der Lautstärke und den Klängen im Wohnbereich gibt. Mehr ...
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Die Bundesarbeitsgemeinschaft Künstlerischer Therapien stellt sich vor
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Seit diesem Sommer fördert die Andreas Tobias Kind Stiftung die 2014 gegründete Bundesarbeitsgemeinschaft Künstlerische Therapien (BAG KT). Was sich genau dahinter verbirgt und wie es zu diesem Zusammenschluss kam, lesen Sie im folgenden Bericht von Beatrix Evers-Grewe (Vorsitzende des BAG KT e.V.).
Die Bundesarbeitsgemeinschaft Künstlerische Therapien (BAG KT) wurde 2014 als eingetragener Verein gegründet. In der BAG KT verfolgen Vertreter verschiedener Therapieformen das gemeinsame Ziel, die Künstlerischen Therapien im Gesundheitswesen besser zu etablieren. Die Verankerung der Künstlerischen Therapien unter dieser Bezeichnung im Operationen- und Prozedurenschlüssel (OPS), die Klassifikation Therapeutischer Leistungen in der Rehabilitation (KTL) und in den Leitlinien bilden die bedeutendsten kontinuierlichen Arbeitsprozesse. Der Verein wird durch eine AG, die sich der Berufsbildarbeit zuwendet, und eine AG zur Öffentlichkeitsarbeit ergänzt. Dabei richtet sich die Arbeit aller Beteiligten auf das Erreichen einer berufsrechtlichen Anerkennung, die ermöglichen soll, dass im bestehenden Gesundheitssystem alle Patientinnen und Patienten im Rahmen üblicher Bedingungen von Künstlerischen Therapien profitieren können. Mehr ...
Falls Sie bzw. Ihr Verband in der BAG KT mitarbeiten möchte, konkrete berufspolitische Fragen zu den Künstlerischen Therapien haben oder ein Forschungsvorhaben gemeinsam mit Künstlerischen Therapeuten planen und realisieren möchten, wenden Sie sich gern per Mail an Petra Schrader: info@bagkt.de. Mehr Infos finden Sie unter www.bagkt.de.
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Spendenaufruf: Musiktherapie für junge Opfer sexueller Gewalt
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Weihnachten ist die Zeit des Aneinander-Denkens und Gebens. Als Stiftung unterstützen wir gemäß unserer Satzung Ausbildungs- und Forschungsvorhaben in der Heilpädagogik und Musiktherapie. Viele förderungswürdige praktische Initiativen bleiben so leider außen vor. Zu Weihnachten steht daher ein engagierter Verein auf unserem Spenden-Wunschzettel, für den wir um Ihre Unterstützung bitten: Dunkelziffer e.V. engagiert sich besonders auch mithilfe von Musiktherapie für Mädchen und Jungen, die sexuelle Gewalt erfahren haben.
Im Jahr 2016 wurden laut Kriminalstatistik 13.231 Fälle des sexuellen Missbrauchs an Kindern angezeigt. Die Dunkelziffer dürfte weitaus höher sein. Im gleichnamigen Hamburger Verein engagieren sich (Musik-)Therapeuten für die Mädchen und Jungen. Es war die Idee des Gründers Klaus Meyer-Andersen, deutschlandweit erstmalig speziell Musiktherapie für die Opfer sexueller Gewalt anzubieten. Die jungen Menschen fühlen sich häufig mitschuldig und kapseln sich ab. Hier setzt die Musiktherapie an. Die Musik berührt die Kinder, sie bietet Wege aus der Sprachlosigkeit und Raum für gute und sichere Erfahrungen.
Die Musiktherapeutin Dr. Gitta Strehlow arbeitet in wöchentlichen Einzelsitzungen mit den Jungen und Mädchen bei Dunkelziffer e.V.: Durch die freie Improvisation auf Instrumenten tritt sie mit den Kindern in einen musikalischen Dialog. Gefühle und Stimmungen werden in Rhythmus, Dynamik, Melodie, Klang und Formen gestaltet. Auf zunächst nonverbale Weise können die Mädchen und Jungen so ihre Ängste und Unsicherheiten überwinden und wieder eine vertrauensvolle Beziehung zur Umwelt aufbauen.
Da die Musiktherapie ausschließlich aus Spendengeldern finanziert wird, möchten wir Sie dazu auffordern, Dunkelziffer e.V. zu unterstützen. Tragen Sie mit Ihrer Spende dazu bei, dass das Angebot auch im kommenden Jahr aufrechterhalten werden kann.
Hier online oder offline spenden:
Spendenkonten
Deutsche Bank
DE34 2007 0024 0868 0001 00
Haspa
DE15 2005 0550 1280 3339 96
Mehr Infos zum Verein finden Sie auf www.dunkelziffer.de.
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Im Gespräch mit ... Ehrenmitglied Prof. Kalcher
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Prof. Jürgen Kalcher war von 1991 bis 2016 Gesellschafter unserer Stiftung. Seit diesem Jahr engagiert er sich als Ehrenmitglied in unserer Stiftung. Wir sprechen mit ihm u.a. über seine eindrucksvollsten Stiftungserfahrungen, seine tiefe Freundschaft zu unserem Stifter Prof. Hellmut Kind und seine Faszination für die Arbeit mit Masken.
Lieber Jürgen, du bist quasi „Stiftungsmann“ der ersten Stunde: Bereits zwei Jahre nach der Gründung im Jahr 1989 hast du dein Amt als Gesellschafter aufgenommen und so die Anfänge der Kind Stiftung hautnah miterlebt. Welches ist deine eindrucksvollste Erinnerung in all den Jahren Stiftungsarbeit?
JK: Es sind ganz unterschiedliche Erfahrungen, Erlebnisse und Eindrücke, eine unendliche Fülle. Was soll ich da herausgreifen? Vor allem habe ich interessante Menschen kennengelernt, aber auch Projekte, Theorien und Beispiele aus der musiktherapeutischen und heilpädagogischen Arbeit, die mich oft mit Erstaunen erfüllten. Ich erhielt dadurch einen Einblick in die Musiktherapieszene, die mir bis dahin gänzlich unbekannt war und ich merkte auch, dass die psychologische oder heilpädagogische Arbeit, mit Hilfe eines Mediums, hier der Musik, ganz ähnliche Elemente enthält wie meine eigene Arbeit mit Masken. Dass dieses Tun immer von jenem Götterfunken "Freude" getragen war und ist, verbindet alle, die daran Anteil haben, gleich ob als Bewerber, als Stipendiat, als Gesellschafter oder Beirat, als Experte oder Laie. Wie anders könnte Förderung auch gelingen?!
Wenn es allerdings eines gibt, was sich aus dem Meer der Erinnerungen besonders eindringlich hervorhebt, dann ist es die unnachahmliche Art von Hellmut Kind, Förderung nicht nur finanziell, sondern ganzheitlich zu gestalten. Ganz persönlich hat er viele Stipendiaten auch dann begleitet, wenn ihre Anträge in der vorgelegten Form abgelehnt wurden; oft weil sie aus Unerfahrenheit viel zu umfassend waren, weil sie zu ungenau und oberflächlich formuliert waren, weil sie die vorhandenen finanziellen Mittel überstiegen oder aus anderen oft ganz individuellen Gründen. Immer hat er in Einzelgesprächen konstruktive Kritik begründet, aufgezeigt, wo die Fehler liegen und vor allem Mut gemacht, einen neuen Anlauf zu versuchen. So war die Ablehnung eines Antrags nie eine Ablehnung des Antragstellers als Person. So mancher ist daher in einem nächsten Versuch erfolgreich gewesen und hat schließlich einen eindrucksvollen Schlussbericht vorgelegt.
Und noch etwas: Andreas' Rolle bei den Stiftungstagen, die er meist mit einer kleinen Begrüßungsrede oder – unvergesslich – mit Trompetenschall eröffnete. Desgleichen manche Zwischenbemerkung, die er in einer Fachdiskussion machte und die denen Einsicht brachte, die ihn verstanden.
Deine Frau, Gisela, und du, ihr seid enge Freunde der Stifterfamilie Kind. Wie kam diese Verbindung zustande?
JK: Es war wohl 1950, da begegnete meine Frau Gisela, die im nördlichen Schwarzwald geboren und aufgewachsen ist, auf ihrem Schulweg mit der Bahn nach Wildbad einer jungen blonden Familie mit ihrer kleinen Tochter, die im Kinderwagen stand(!). Der Vater half Mutter und Kind beim Einsteigen in die Bahn, ging dann auf die andere Straßenseite, setzte sich auf sein Moped und fuhr über einige Kilometer neben der Bahn her. Man winkte sich lachend zu und traf sich dann wieder im Wildbader Bahnhof. Aber das war nur der Anfang unserer Kennenlerngeschichte. So ging sie weiter ...
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Lesetipps
Beiträge unserer ehemaligen Geförderten Claudia Knoll und Prof. Dr. Jan Sonntag zum download, erschienen in der Zeitschrift Musikforum.
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