Winternewsletter 2025

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Liebe FreundInnen und Interessierte der Andreas Tobias Kind Stiftung,

"Ohne Begeisterung, welche die Seele mit einer gesunden Wärme erfüllt, wird nie etwas Großes zustande gebracht werden." (A. Knigge)

In unserem Winternewsletter möchten wir Ihnen drei Förderprojekte vorstellen, die uns in diesem Jahr auf besondere Weise begeistert haben. Sie zeigen einmal mehr, wie vielfältig musiktherapeutische Arbeit wirken kann.

Im August kamen Musiktherapeutinnen aus verschiedenen Regionen der Ukraine im Rahmen einer von der Kind Stiftung geförderten Summerschool zusammen, um die DrumPower-Methode praktisch zu erproben, Erfahrungen aus ihrer Arbeit unter Kriegsbedingungen auszutauschen und sich gegenseitig zu stärken. Die Kraft, Zuversicht und das Durchhaltevermögen der ukrainischen Kolleginnen beeindrucken uns sehr und verdienen unseren größten Respekt.

Seit mehreren Jahren begleiten wir als Förderer das Präventionsprojekt „echt stark“. Es richtet sich an Mädchen in einer sensiblen Entwicklungsphase und stärkt ihre Selbstwahrnehmung sowie ihr Selbstwertgefühl. Die Projektbegründerin und Stipendiatin Dr. phil. Anna Lisa Prechtl konnte in diesem Jahr ihre Promotion zu diesem Thema erfolgreich abschließen.

Die von uns geförderte Studie von Sofie Himmelbauer widmet sich der Identitätsstärkung von TIN*-Personen, also trans*, inter* und nicht-binären Menschen. Untersucht wird, wie musiktherapeutische Prozesse Selbstreflexion und Selbstbestätigung unterstützen können.

Wir freuen uns sehr, dass wir als Stiftung diese besonderen Projekte begleiten und durch unsere Förderung möglich machen dürfen. Es ist für uns immer wieder inspirierend zu sehen, wie engagierte Menschen mit Kreativität und Fachkompetenz neue Wege entwickeln, um andere zu unterstützen und Räume für Austausch und Wachstum zu schaffen.

Wir danken Ihnen für Ihr Interesse an unserer Arbeit und wünschen Ihnen eine besinnliche Weihnachtszeit, erholsame Feiertage und einen guten Start ins neue Jahr – voller Gesundheit und inspirierender Begegnungen.

Beste Grüße
Ihr Team der Andreas Tobias Kind Stiftung
Britta Johannesson – Hannah Ott

Bild: Ashok Sharma/pexels

Neues Jahr - neue Anschrift!

Vom 20. Dezember 2025 bis einschließlich 10. Januar 2026 befindet sich unser Stiftungsbüro in der Weihnachtspause. In dieser Zeit sind wir nicht erreichbar.

Ab dem 11. Januar 2026 sind wir wieder für Sie da – dann unter unserer neuen Adresse:

Verwaltungsgesellschaft der
Andreas Tobias Kind Stiftung mbH
c/o Hannah Ott
Im Dorfe 1, 21400 Reinstorf

Musiktherapie als Ressource: DrumPower-Sommerakademie in der Ukraine
Tetiana Chernous blickt zurück auf fünf Tage gemeinsamen Lernens zu Rhythmus, Resilienz und Regeneration 

Im Sommer 2025 fand in der Ukraine ein besonderes Musiktherapie-Projekt statt, das Wissenschaft und künstlerische Praxis miteinander verband: die DrumPower Ukraine School of Practical Music Therapy Experience. Gastgeberin war die Nationale Universität Ostroh-Akademie, ermöglicht wurde die Sommerakademie durch die Unterstützung der Andreas Tobias Kind Stiftung und in Zusammenarbeit mit dem Verband der Musiktherapeut*innen der Ukraine.

Das Projekt richtete sich an Fachkräfte aus verschiedenen Regionen der Ukraine, die aufgrund des Krieges unter Bedingungen von anhaltendem Stress und erhöhter Gefahr arbeiten. Ziel war es, gemeinsam zu erforschen, wie Musiktherapie Erholung, Stabilisierung und soziale Verbundenheit fördern kann.

Ausgangspunkt war der dringende Bedarf an wirksamen psychosozialen Unterstützungsangeboten in der Ukraine. Grundlage bildete die DrumPower-Methode des Musiktherapeuten Dr. Andreas Wölfl (Freies Musikzentrum München), die ursprünglich zur Prävention von Aggression und Gewalt unter Jugendlichen entwickelt wurde. Für den ukrainischen Kontext wurde sie im Rahmen einer Fortbildung am Freien Musikzentrum München im Jahr 2024 von den Musiktherapeutinnen Tetiana Chernous, Mariia Sliot und Olena Romanova weiterentwickelt.

Die fünftägige Sommerakademie in Ostroh zeigte eindrucksvoll, dass auch unter schwierigen, instabilen Bedingungen sichere Räume entstehen können. Viele Teilnehmende brachten eigene Erfahrungen mit Gewalt und Bedrohung mit, weshalb das Programm besonders sorgfältig geplant wurde. Neben den musiktherapeutischen Einheiten waren auch Erholungsphasen an historischen Orten in Ostroh bewusst Teil des Gesamtkonzepts.

Die intensiven Tage waren geprägt von starken Emotionen und herausfordernden Themen. Über die Musik fanden die Teilnehmenden individuelle Zugänge, um sich mit Aggression, Gewalt und der eigenen Belastung auseinanderzusetzen. Die gemeinsamen Erfahrungen stärkten das Gefühl von Zusammenhalt und gegenseitiger Unterstützung. In den begleitenden Reflexionen zeigte sich eine schrittweise Aktivierung innerer Ressourcen sowie ein wachsendes Gefühl von Zugehörigkeit und Stabilität.

Das abschließende Feedback unterstrich die Wirkung des Projekts: Viele Teilnehmende beschrieben die Sommerakademie als Quelle emotionaler Stärkung und Inspiration, als Raum für persönliches Wachstum sowie als sicheren Ort der Akzeptanz und des gegenseitigen Supports. Zudem wurde der Wunsch geäußert, das Projekt weiterzuführen und auszuweiten.

Die DrumPower Ukraine Sommerakademie wurde damit nicht nur zu einem wichtigen Ort der Regeneration und Resilienz für ukrainische Fachkräfte, sondern auch zu einem starken Zeichen der Einheit. Sie zeigt eindrucksvoll, welches Potenzial Musiktherapie hat, um emotionale Erholung, Kreativität und Verbundenheit zu fördern – selbst unter extremen Bedingungen.

Bild: Tetiana Chernous

Selbstwert stärken von Anfang an: das Präventionsprojekt echt stark 
Abschlussbericht zur Promotion unserer Stipendiatin Dr. phil. Anna Lisa Prechtl

Das Projekt echt stark verfolgt das Ziel, Mädchen im Alter von zehn bis elf Jahren in der Entwicklung eines stabilen Selbstwerts zu unterstützen.

Studien zeigen, dass Mädchen in der frühen Jugend im Durchschnitt einen niedrigeren Selbstwert aufweisen als Jungen – dabei ist ein gesunder Selbstwert eine wichtige Grundlage für psychische Gesundheit und persönliche Entwicklung. Im Projekt werden Musik, Illustrationen und begleitende Gespräche miteinander kombiniert. Ergänzend kommt die Feedback-Methode SelF zum Einsatz, die gezielt darauf ausgerichtet ist, Selbstwert zu stärken.

Methodik
Die Wirksamkeit von echt stark wurde in einer wissenschaftlichen Studie mit insgesamt 58 Mädchen untersucht. Das Projekt umfasste sechs wöchentliche Gruppensitzungen. Zu drei Zeitpunkten wurden standardisierte Fragebögen zum Selbstwert eingesetzt. Zusätzlich flossen Interviews mit den Teilnehmerinnen sowie Beobachtungsprotokolle der Musiktherapeutinnen in die Auswertung ein.

Ergebnisse
Die Ergebnisse zeigen, dass zum letzten Messzeitpunkt deutlich mehr Mädchen im Normbereich des Selbstwerts lagen als zu Beginn des Projekts. In den Interviews und Sitzungsprotokollen wurde außerdem deutlich, dass sowohl die Mädchen als auch die Therapeutinnen eine Verlängerung des Projekts als sinnvoll erachten. Die eingesetzte Feedback-Methode SelF erweist sich darüber hinaus als vielseitig einsetzbar, sowohl im klinischen Kontext als auch in der musikpädagogischen Arbeit mit Kindern und Erwachsenen.

Ausblick
echt stark zeigt, dass die Verknüpfung von Prävention und musiktherapeutischen Interventionen wirksam ist. Dass solche Angebote derzeit noch nicht von den Krankenkassen finanziert werden, ist vor allem auf berufspolitische Herausforderungen zurückzuführen, die weiterhin dringend einer Lösung bedürfen.

Mein herzlicher Dank gilt der Kind Stiftung für die finanzielle Unterstützung, die diese Arbeit möglich gemacht hat. Mädchen stark machen für die Jugendzeit - eine Investition ganz im Sinne der Primärprävention!
 
Illustration: Projekt "echt stark"/Dr. Anna Lisa Prechtl

Musiktherapie als Empowerment: Identitätsstärkung von TIN*-Personen
Sofie Himmelbauer stellt die von uns geförderte Masterarbeit vor

In meinem Masterprojekt setze ich mich mit der Frage auseinander, wie Musiktherapie zur Stärkung der Identität von TIN*-Personen beitragen kann. TIN* (trans*, inter* und nicht-binär) bezeichnet Menschen, deren Körper nicht eindeutig einem binären Geschlecht zugeordnet werden kann und/oder die sich nicht mit dem bei der Geburt zugewiesenen Geschlecht identifizieren. Es handelt sich um eine marginalisierte Gruppe, die zunehmend Diskriminierung ausgesetzt ist. Dieser sogenannte Minderheitenstress wirkt sich in vielfältiger Weise auf die psychische Gesundheit aus.

Vor diesem Hintergrund lautet die übergeordnete Forschungsfrage: Kann Musiktherapie die Identitätsstärkung von TIN*-Personen unterstützen, und welche Veränderungen zeigen sich dabei in Bezug auf depressive Symptome und das psychische Wohlbefinden? Ergänzende Unterfragen beschäftigen sich mit den Erwartungen an die Musiktherapie, deren Entwicklung im Verlauf des Prozesses sowie damit, wie diese therapeutisch aufgegriffen werden können.

Zur Beantwortung dieser Fragestellungen wird ein Mixed-Methods-Ansatz gewählt. Den zentralen Bestandteil bilden zehn musiktherapeutische Gruppeneinheiten mit acht erwachsenen Teilnehmer*innen. Die qualitativen Daten werden in zwei Einzelinterviews mit allen Teilnehmer*innen erhoben: eines vor Beginn und eines nach Abschluss des Gruppenprozesses. Das erste Interview dient als Grundlage für die Gestaltung der musiktherapeutischen Einheiten. Im zweiten Interview werden der therapeutische Prozess sowie die Erwartungen reflektiert und es wird herausgearbeitet, welche musikalischen Ausdrucksformen oder Momente als besonders unterstützend erlebt wurden.

Der quantitative Teil besteht aus zwei Fragebögen, die in der ersten und in der letzten Gruppeneinheit ausgefüllt werden. Ein Fragebogen erfasst depressive Symptomatik; die Ergebnisse werden miteinander verglichen und daraufhin analysiert, ob sie mit dem in den Interviews beschriebenen subjektiven Wohlbefinden übereinstimmen. Der zweite Fragebogen fokussiert genderspezifischen Minderheitenstress sowie vorhandene Resilienzfaktoren.

Dieses Projekt ermöglicht es mir, meinen Aktivismus mit meiner musiktherapeutischen Arbeit zu verbinden und in einen wissenschaftlichen Kontext einzubetten. Gleichzeitig trägt es dazu bei, die Sichtbarkeit von TIN*-Personen innerhalb der Musiktherapie zu erhöhen.
 
Bild: Sofie Himmelbauer
Verwaltungsgesellschaft der Andreas Tobias Kind Stiftung mbH
c/o Britta Johannesson I Norderstr. 31 I 22846 Norderstedt
info@andreas-tobias-kind-stiftung.de I www.andreas-tobias-kind-stiftung.de
Registergericht: Amtsgericht Hamburg I HRB 43227 I Geschäftssitz: Hamburg






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